Zofingen Schweizer Weltmeisterinnen am Start und Teilnehmer-Zuwachs
Vorschau 34. Powerman Zofingen
Schweizer Weltmeisterinnen am Start und Teilnehmer-Zuwachs
Die diesjährigen World Triathlon Powerman Long Distance Duathlon World Championships versprechen Hochspannung. Bei den Männern gehen am 3. September voraussichtlich die Weltmeister der letzten zwei Austragungen an den Start. Der letztjährige Sieger Matthieu Bourgeois aus Frankreich wird unter anderem vom Belgier und zweifachen Powerman-Titelhalter Seppe Odeyn und dem Schweizer Jens-Michael Gossauer herausgefordert. Auch bei den Frauen kämpft ein absolutes Top-Teilnehmerfeld um den Duathlon-Weltmeistertitel über die Langdistanz. Die Deutsche Merle Brunnée will nach dem 3. Rang im letzten Jahr wieder zuoberst aufs Podest. Die Belgierin Lotte Claes hat mit dem letztjährigen 2. Platz schon einmal am WM-Pokal geschnuppert. Aufgrund einer noch nicht ganz auskurierten Verletzung ist bis kurz vor dem Rennwochenende offen, ob die Schweizer Titelverteidigerin Melanie Maurer an den Start geht. Gerade Ihren Start zugesagt hat die Schweizer Weltmeisterin von 2018, Petra Eggenschwiler.
Die 10 Km Laufen, 150 Km Velofahren und nochmals 30 Km Laufen in und rund um Zofingen bedeuten den härtesten aber auch schönsten Duathlon der Welt. Nach 1997, 1998, 1999, 2011, 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2019, 2021 und 2022 nun schon zum 15. Mal als WM, notabene zum 12. Mal in Serie, an den gleichen Ort zu vergeben, ist einmalig für den Triathlon- und Duathlon-Sport. Obwohl viele bekannte Gesichter am 34. Powerman Zofingen mit dabei sein werden, wird das Rennen für alle eine ganz neue Erfahrung. Das Streckenkonzept ist in diesem Jahr nämlich neu. Natürlich führen die erste Laufstrecke und auch die zweite nach dem Velofahren über den Zofinger Hausberg Heitern. Die Strecken sind leicht länger und haben im Gegenzug weniger Höhenmeter. Auf der ersten Laufstrecke sind es insgesamt 54 Höhenmeter weniger und auf der zweiten Laufstrecke 145 Höhenmeter weniger. Hinzu kommen der neue Standort der Wechselzone auf der Schützenwiese und das Ziel direkt vor dem Kunsthaus. Gemäss OK-Präsident Stefan Ruf wird dadurch der Powerman sowohl für die Teilnehmer als auch für die Zuschauer noch attraktiver. «Im Vergleich zum letzten Jahr haben wir heuer eine Zunahme von fast 30 Prozent bei den Teilnehmenden», verkündete Ruf stolz an der Medienkonferenz am 28. August 2023 im Hotel Holiday Inn Express in Aarburg-Oftringen. «Somit erwarten wir am kommenden Wochenende an die 800 Teilnehmenden. In einem Jahr dürften wir dann die 1‘000er-Marke wieder knacken und an die Zeiten vor der Pandemie anknüpfen.»
Odeyn will zurück aufs Podium
Schon sicher ist hingegen, dass mehrere Titelanwärter in Zofingen dabei sind. Seppe Odeyn strebt nach seinen WM-Titeln 2016 und 2021 wieder eine Medaille an. Der Belgier befindet sich derzeit auf dem 2. Platz der Duathlon-Weltrangliste und will nach Platz 4 im letzten Jahr zurück aufs Podium, wenn möglich auf das oberste Treppchen. «Anfang Jahr hatte ich ein bisschen Probleme wegen einer Verletzung. Beim Ironman auf Lanzarote wurde ich Zwölfter und beim Ironman Switzerland kam ich auf den 22. Platz», erzählt der 36-jährige. «Ich erwarte wegen der Streckenänderung mit weniger Höhenmetern ein schnelleres Rennen, aber der Powerman Zofingen bleibt ein spezielles und brutales Rennen, wo nur der Beste an diesem Tag gewinnen kann», so Odeyn. Bis zum Wettkampftag stehen bei ihm Velorennen und viele Trainings auf ähnlichem Gelände wie in Zofingen auf dem Programm.
Bourgeois ist in Form
Konkurrenz im Kampf um den WM-Titel kriegt der Belgier natürlich vom Titelverteidiger Matthieu Bourgeois. Der 28-jährige Franzose bezeichnete seinen letztjährigen Sieg in Zofingen als Karrierehöhepunkt. Kein Wunder ist der aktuelle Leader der Duathlon-Weltrangliste gewillt, seinen WM-Titel zu verteidigen. «Wegen seines Rufs und seiner tollen Organisation ist der Powerman Zofingen ein wichtiger Lauf in meinem Wettkampfkalender», sagt Bourgeois. «Die Titelverteidigung wird dieses Jahr schwierig, wenn ich auf die Teilnehmerliste blicke.» Was die Form anbelangt, scheint der Franzose aber auf Kurs. «Ich habe den Eindruck, dass ich stärker bin als letztes Jahr. Diese Saison und auch das Training liefen bisher gut. Ich wurde französischer Meister über die Duathlon-Langdistanz.»
Über die Streckenänderung zeigt sich Bourgeois zufrieden. «Für mich sollte das ein Vorteil sein, weil ich nicht der Allerschnellste bin, wenn es bergauf geht. Wenn meine Form stimmt, will ich auf der ersten Laufstrecke sehr schnell rennen», sagt der Titelverteidiger mit einem Augenzwinkern.
Gossauer, der Schweizer Trumpf
Ein Schweizer will ebenfalls ein Wörtchen um den WM-Titel mitreden. Gemeint ist der zweifache Duathlon-Vizeweltmeister Jens-Michael Gossauer. Nach dem Rücktritt des letztjährigen Dritten Michael Ott ruhen die Schweizer Hoffnungen auf dem gebürtigen Davoser, welcher 2019 und 2021 in Zofingen Zweiter wurde. Im letzten Jahr biss er sich durch das Rennen und landete auf dem 6. Rang. Viel Durchhaltewillen brauchte Gossauer auch in der aktuellen Saison. «Diese war bisher durchzogen. Anfang Jahr verursachte ein Radsturz bis in den Frühling hinein Rückenbeschwerden und in den Monaten Mai und Juni hatte ich dieses Jahr intensive Allergieprobleme durch die starke Pollenbelastung. So konnte ich in der ersten Jahreshälfte nicht wie gewünscht trainieren.» Seit Juli sieht es aber wesentlich besser aus mit der Vorbereitung auf den Powerman: «Ich war den ganzen Juli in Davos, wo ich zu Fuss und mit dem Mountainbike viel auf den Trails unterwegs war. Ich bin zuversichtlich, dass meine Form am Powerman auf dem Höhepunkt sein wird.» Die Streckenänderung sieht der 30-Jährige kritisch: «Ich finde es schade, dass die Strecke weniger Höhenmeter aufweist. So läuft der Powerman Gefahr, einen Teil seiner Identität zu verlieren. Auch mir als Athlet kommt die neue Strecke wohl etwas weniger entgegen.» Gleichwohl ist Gossauer davon überzeugt, dass die Strecke anspruchsvoll bleibt und den Athleten alles abverlangt.
Grosses Pech hat der 32-jährige Belgier Diego van Looy. Der Weltmeister von 2019 wurde im August 2021 während einer Trainingsfahrt mit dem Velo auf Mallorca von einem Truck regelrecht über den Haufen gefahren. Ende Juli 2023 musste er den Alpe d’Huez Triathlon aufgeben. Vor wenigen Wochen stürzte er bei einer Abfahrt beim Embrunman wegen eines Defektes an der Vorderradbremse und muss wegen einer Fussverletzung für den Powerman Zofingen 2023 Forfait geben.
Brunnée will zweiten Titel
Bei den Frauen steigt die Siegerin von 2021 und letztjährige Dritte, Merle Brunnée, als Topfavoritin ins Rennen. Die 28-jährige Deutsche wird mit viel Selbstvertrauen an den Start gehen. «Die Saison war bislang voller Höhepunkte. Mit Bestzeiten im Halbmarathon und beim 10 km-Lauf, einem deutschen Vizemeister-Titel im Mitteldistanz-Duathlon und meinen ersten erfolgreichen Strassenradrennen bin ich optimistisch, dass ich auch in Zofingen gute Leistungen bringen kann», fasst Brunnée ihre bisher erfolgreiche Saison zusammen. Angesprochen auf die neue Strecke meint die Ärztin am Uniklinikum in Heidelberg: «Im Rennen werden sich die Muskeln wahrscheinlich über weniger Höhenmeter freuen – auch wenn mir die steilen Anstiege in der Vergangenheit gut gelegen haben.» Die Deutsche freut sich auf das intensive und gut organisierte Rennen in Zofingen und holt sich den letzten Schliff dafür in einem Trainingslager im Engadin.
Maurers Teilnahme unsicher
Ob die Titelverteidigerin Melanie Maurer dieses Jahr an den Start gehen und Merle Brunnée herausfordern kann, ist noch unklar. Die gebürtige Wikonerin laboriert schon seit längerem an einer Verletzung. «Aufgrund meiner Fussverletzung, welche noch immer nicht ganz ausgeheilt ist, bleibt meine Teilnahme am Powerman Zofingen unsicher. Ich werde erst kurz vor dem Rennwochenende entscheiden, ob ich über die Kurz- oder Langdistanz an den Start gehe», erklärt die 35-jährige amtierende Langdistanz-Duathlon-Weltmeisterin.
In Zofingen starten will ist die amtierende Vizeweltmeisterin Lotte Claes. Die Belgierin fuhr in diesem Sommer in Spanien die Vuelta der Frauen und belegte dort Rang 4. Ausserdem erreichte sie am Duathlon auf der französischen Alpe d’Huez Rang 3. Die Formkurve der 30-Jährigen im Hinblick auf Zofingen scheint also zu stimmen. Egal, wie man es also dreht oder wendet: Auch in diesem Jahr ist in Zofingen die absolute Duathlon-Weltspitze vertreten.
Petra Eggenschwiler startet
Eine Hammer-News gab es einen Tag nach der offiziellen Medienkonferenz des Powerman Zofingen. Als Expertin fürs TV-Team beim Powerman Zofingen angefragt meinte Petra Eggenschwiler. «Das geht nicht, denn ich starte in Zofingen selbst über die Langdistanz!» Das sei eine spontane Entscheidung gewesen. «Als ich diesen Frühling mein Training in Angriff nahm und viele Laufkilometer absolvierte, dachte ich, es wäre doch cool, wieder einmal in Zofingen zu starten.» Anfangs Sommer verletzte sich die 35-jährige Laupersdörferin, die mittlerweile in Solothurn wohnt, am Fuss. «Ich erholte mich aber schnell von dieser Verletzung.» Mit Platz 5 am Ironman Lanzarote, Rang 2 beim Triathlon de l’Alpe d’Huez und dem vierten Triumph beim Inferno-Triathlon habe sie ihre Saisonziele bereits erreicht. «Als mein australischer Trainer Michael Harvey am 19. August nach meinem Inferno-Sieg sagte, dass ich mich nun auf Zofingen vorbereiten solle, schüttelte ich vorerst nur den Kopf», so Eggenschwiler. Zwei Tage danach fand sie aber Gefallen an der Idee ihres Trainers. «Seit meiner Powerman Zofingen-Aufgabe 2019 habe ich keinen einzigen Duathlon mehr bestritten. Als mir das Laufen beim 2. Platz beim heimischen Weissensteinlauf am vergangenen Wochenende Spass machte, meldete ich mich für den Powerman Zofingen an vom kommenden Sonntag spontan an.» Eines ist bei Eggenschwiler aber nach wie vor da: «Die Antipathie fürs Hinunterlaufen! Beim Weissensteinlauf hatte es zwar nur 100 Meter, die runtergingen, doch die verursachten bei mir schon Muskelkater.» Ob Melanie Maurer, die beim besagten Weissensteinlauf siegte, am Sonntag über die Langdistanz starte, spiele für sie keine Rolle, so Eggenschwiler, die beim Powerman 2018 vor Maurer Platz 1 geholt hatte. «Klar möchte ich beim Powerman Zofingen 2023 so gut sein wie möglich, doch ich verspüre überhaupt keinen Druck einen Podestplatz schaffen zu müssen.»
Jetzt anmelden!
Anmelden kann man sich für den 34. Powerman Zofingen am besten über die Homepage www.powerman.swiss. Abgesehen von den Weltmeisterschafts-Kategorien, kann man sich für jedes Rennen noch bis am 1. September. online anmelden und dann noch vor Ort bis eine Stunde vor dem jeweiligen Start. Dies gilt sowohl für alle Events des „Powerman Experience Day“ vom Samstag, 2. September als auch für den Short Distance und die Long Distance Open Kategorie vom Sonntag, 3. September 2023.
Text: Christof Gerber und Raphael Galliker